Aero Workshop 36 -2025 in Lösau                       zu Veranstaltungen
 

Vom 20. bis 23.03.2025 fand wieder ein Workshop bei Familie Matthei
 in Lützen OT Lösau (Kreis Weißenfels) statt. 

Zum 6. Mal trafen sich Aero-Freunde der Aero-IG zum Schrauberkurs bei Familie Matthei in Lösau. Diesmal waren 9 Schrauber gekommen und 2 Aero-Freundinnen zur Unterstützung.

 Die Teilnehmer am Workshops 2025 
2. Reihe: Walter Koether, Lars Brandt, Rainer Matthei, Paul Rutz, Jürgen Maul, Werner und Ulrike Stange
1. Reihe: Hiltrud Matthei, Michael Strauch, Sven Linnemann, Ronny Matthei, 

Zwei Projekte hatten wir für diesen Schrauberkurs ausgewählt: 1. Vorderachse links bei einem Aero 30 abdichten und 2. Einbau eines Differentials in das Hinterachsgehäuse beim Aero 1000. An beiden Projekten wurde parallel gearbeitet. Verantwortliche Leitung hatten der jeweilige Inhaber des Objekts. So konnte sich jeder Teilnehmer über den Fortgang der Arbeiten an beiden Projekten immer informieren.

Projekt 1: Aero 30 Vorderachse links Einbau eines neuen Simmerrings mit Speedi-Sleeve-Edelstahlhülse

Im Jahr 2008 wurden neue Simmerringe eingesetzt. 2021 stellte ich einen Ölaustritt an der linken Felge fest. Das war nach ca. 10.000 km. In den letzten 3 Jahren reinigte ich vor großen Fahrten die Bremsbeläge und presste Fett in den zentralen Schmiernippel der Vorderachse. Das half eine Zeitlang, war aber nicht auf Dauer angelegt. So entschloss ich mich bei Workshop 2025 den Austausch des Simmerings vorzunehmen.

Ich beschreibe den Vorgang des Ausbaues der Vorderachse abgekürzt, da bereits im Aerovkar 1/ und 3/2019 zu diesem Thema berichtet wurde.

Nach dem Ausbau der Vorderachse

Beim Abschrauben der Räder brach ein Radbolzen aus Altersschwäche ab, der gleich bei dieser Gelegenheit durch einen Nachbau ersetzt wurde. Zuerst mussten viele Teile an der linken Vorderachse gelöst und abgebaut werden, wie z. B. Bremsseil, Spurstange, äußere Achsmanschette, oberer und unterer Achsschenkelbolzen. Nun konnte die Halbachse in waagrechter Achsstellung leicht herausgezogen werden.

Nachdem die Halbachse nun auf der Werkbank steht, kann die innere Ringmutter in der Halbachse unter Beachtung von Links- und Rechtsgewinde gelöst und die Halbachse mit der inneren Radnabe aus der äußeren Radnabe herausgedrückt werden. Anschließend wurde an der äußeren Radnabe die Außenringmutter gelöst. Jetzt konnten die Lager und das Distanzrohr demontiert werden.

Um eine gute Dichtigkeit der Vorderachse zu erreichen, wurde eine hauchdünne CR Speedi Sleeve Edelstahlhülse (Wellen-Reparaturhülse CR 99317) über die Lauffläche des Simmerrings der inneren Radnabe geschoben und mit Dichtflüssigkeit auf die alte Lauffläche „geklebt“. Das ist notwendig, da nach fast 90 Jahren feine Unebenheiten oder Riefen in der Originallauffläche auf der der Simmerring läuft, vorhanden sein können.

Ein neuer Simmerring – in unserem Fall ein Simmering mit 95 mm Durchmesser, eingefasst in einer 1 mm Buchse – wurde eingesetzt und ebenfalls abgedichtet. Statt diesem Simmerring kann auch ein Wellendichtring mit  97 x 80 x (10 bis 13)) eingesetzt werden. Die vorhandenen Lager wurden wiederverwendet und der Zusammenbau der Halbachse erfolgte in umgekehrter Reihenfolge.

CR Speedi Sleeve Edelstahlhülse angebracht                                                Abdrehen der Bremsbeläge

Nach der Montage der Bremsbacken wurden die vorhandenen, montierten Bremsbeläge an der linken und rechten Achse mit einer Vorrichtung an der Achse abgedreht. Damit war die Oberfläche der Bremsbeläge wieder sauber und gleichmäßig rund.

Zwischen den Bremsbacken und dem Bremsnocken wurden U-Blechplättchen eingelegt, damit die Bremsbacken eng an der Bremstrommel anliegen und er Bremsnocken waagrecht ist. Das verkürzt den Pedalweg und erhöht die Bremskraft. Weiter wurden die Bremshebel so auf den Bremsnocken befestigt, damit diese parallel zur vertikalen Achse der Trommel senkrecht stehen. Dann ist das Bremsseil auch senkrecht zum Bremshebel. Das bewirkt eine maximale Hebelkraft auf die Bremsbacken und ergibt somit die beste Bremswirkung (Im Aerovkar 2/2025 wurde über die Einstellung der mechanischen Bremse bei Aero 30 und 50 ausführlich berichtet.). Die Qualität der Bremseinstellung zeigte sich dann bei einigen Vollbremsungen während der Probefahrt, bei denen die hintere Rücksitzlehne nachvorne umklappte. Schwarze Bremsspuren konnten leider nicht auf die Straße gezeichnet werden. Die Reparatur war also erfolgreich und hoffentlich ist die Vorderachse für die nächsten 10 Jahren auch öldicht.

Durch das extreme Regenwetter beim Europatreffen in Wien ist das Holz in der Türe und auch die Türverkleidung beim A30 Kabriolett aufgequollen. Deshalb sollte noch die Türverkleidungen abgebaut werden um die Fensterkurbel sowie den Türgriff gangbar zu machen.  Leider war dazu keine Zeit mehr.

Projekt 2: Einbau des Differentials in das A1000-Achsgehäuse


Einbau des Differntials in dasAchsgehäuse eines Aero 1000


Zusammenbau des Achsgehäuses

Das Differential hat ins Achsgehäuse des Aero 1000 gepasst. Es wurden keine Beilegescheiben benötigt. Die Buchse vom Tachoantrieb wurde auf der Innenseite bearbeitet, damit genügend Spiel für die Zahnräder des Tachoantriebes vorhanden ist. Die neue Vielkeilwelle hat einen Durchmesser von 16,2 mm. Bei der vorhandenen, alten Welle betrug der Durchmesser nur 14 mm. Daher wurde die Buchse im Getriebe auf etwa 16,3 mm erweitert.

Blick in das Getriebe vor dem Zusammenbau mit der Hinterachse

Danach wurde alles gereinigt und nach dem Auftragen des Dichtmittels das Gehäuse zusammengesetzt. Anschließend montierten wir noch die Schalteinheit und das Schaltgestänge wieder. Damit war die Hinterachse wieder einbaufähig.

Eine weitere Aufgabe bestand darin, die Abmessungen für vier neu benötigte Federpakete für den Aero 1000 an der Karosserie zu ermittelt. Dazu wurden die Abstände von der Federpaketbefestigung am Rahmen bis zum Befestigungspunkt der Vorderachse bzw. Hinterachse gemessen.

Auch Themen und Fragen gab es viele. So diskutierten wir z. B. über die Zündverstellung speziell für Aero 30 Fahrzeuge. Dieses Thema wurde und wird zurzeit auch im Aerovkar von unserem Aero-Kollegen Dalibor Konvicka behandelt. Dass eine Zündverstellung Sinn macht wurde im Artikel „Fester Zündzeitpunkt versus Steuerung des Zündzeitpunkts abhängig von der Motordrehzahl“ Teil 1 im Aerovkar 1/2025 bereits dargelegt und steht außer Frage. Aber ob es sinnvoll ist, einen entsprechenden Aufwand zu betreiben ist unter den Aero-Freunden strittig. Sinnvoll kann eine einfache mechanische Verstellung der Vorzündung auf 3 mm bei niedrigen Drehzahlen und Vollgas bei der Bergfahrt im 3. Gang oder zum Starten des Motors sein. Für den hohen Drehzahlbereich – also bei schneller Fahrt – ist eine Vorzündung von ca. 9 mm vorteilhaft. Diese mechanisch Zündverstellung von 3 bis 9 mm ist aber durch den vorhandenen Verstellhebel am Armaturenbrett nicht zu bewerkstelligen. Dazu muss ein elektronischer Magnetsensor eingebaut werden, der über einen weiten Bereich über die Schwungscheibe mit den eingesetzten Magneten per Drahtzug verstellbar/verschiebbar ist.

Mechanisch veränderbare Zündverstellung durch Verstellen des Magnetsensors per Drahtzug

Auch kann man bei einer Bergfahrt mit Vollgas im 2. Gang bei 30 km/h die Vorzündung von 6 mm auf 8 mm erhöhen und dann bei 40 km/h in den 3. Gang schalten. Dann muss man die Vorzündung wieder auf 3 mm reduzieren und dann sukzessive in Abhängigkeit der Drehzahl auf 9 mm erhöhen.

Wer will aber so fahren wie ein Rennfahrer, der dauernd die Drehzahl am Messgerät abliest und mit der Hand die Vorzündung anpasst, um die optimale Leistung herauszuholen? Wenn man das möchte, muss man komplett auf eine elektronische Zündsteuerung umstellen, die mit mehreren Kennlinien in Abhängigkeit der Drehzahl und der Last (Drosselklappenstellung) automatisch arbeitet und den richtigen Zündzeitpunkt einstellt.

Meine Empfehlung für eine praktikable Zündverstellung ist, bei einer Bergfahrt mit Vollgas im 3. Gang die Vorzündung von 6 mm auf 3 mm zu reduzieren und bei schneller Fahrt auf der Ebene, wenn es mal erforderlich ist, mit Vollgas ein Stück zu fahren dann auf 9 mm zu erhöhen. Für die sonstigen Betriebsfälle sind 6 mm angebracht.

Ein großes Dankeschön an Hiltrud und ihr Team für den leckere Kuchen zum Nachmittag und für die köstlichen, reichhaltigen und vielfältigen Buffets zum Mittag- und Abendessen an unseren Workshoptagen. Es war alle perfekt und äußerst schmackhaft. Herzlichen Dank für euren Arbeitseinsatz in Küche und Werkstatt.

Verfasser Michael Strauch, Fotos Aero-IG

 

Siehe hier weitere Fotos vom Workshop 2025!

 

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